Die grossen Plattformen des Technologiezeitalters, Google, Amazon, Facebook und Apple (GAFA), verfügen über viel Marktmacht und sind omnipräsent in den Medien. Die Marktmacht ist teils so dominant, dass eine mögliche Zerschlagung der Konzerne in Betracht gezogen wird. Alibaba ist hier als prominentes Beispiel dieser Diskussionen zu nennen.
Längst sind die grossen Plattformanbieter an die Seite von und in Konkurrenz zu Nationalstaaten getreten, wie der Kulturwissenschaftler Michael Seemann in seinem viel beachteten Buch Die Macht der Plattformen schreibt.
Freiwilligkeit oder Zwang? Diese Frage wird bei grossen Plattformen schnell zur Gratwanderung. Niemand muss bei Alibaba, Amazon oder Apple einkaufen. Aber wer es nicht tut, muss mit den Nachteilen leben: weniger Kontakte, höhere Preise oder schlechterer Service. Zusätzlich bieten sie die Möglichkeit in immer komplexeren Umgebungen der modernen Wirtschaft effizient zu handeln. Diese Vorteile bilden für viele Plattformen die Ausgangslage Ihres starken Einflusses.
Der Blick auf die Plattformökonomie der DACH Region ergibt ein differenziertes Bild
Ob als Marktplätze, soziale Netzwerke oder Buchungsportale: Zahlreiche digitale Angebote in der DACH Region basieren auf dem Modell der Plattformökonomie. Und auch im industriellen Umfeld nutzen immer mehr Unternehmen die Vorteile der Plattformökonomie und bieten ihren Kunden plattformbasierte Mehrwertleistungen an. Bei B2B-Plattformen ist keine marktbeherrschende Stellung einzelner Plattformen ersichtlich, da diese meist in ihren Nischen einen Mehrwert für eine bestimmte Nutzergruppe bilden.
Der Wettbewerb wird gefördert und die definierten Einsatzfelder oder Sektoren ermöglichen es den Anbietern und Unternehmen, auf spezifische Bedürfnisse von Nutzern einzugehen und dadurch die Bindung zu erhöhen. Erfolgreiche B2B-Plattformen weisen zudem meist einen hohen Dienstleistungscharakter auf.
Die Strategien der Plattformen sind sehr unterschiedlich. Es gibt Plattformen, die nur ein einziges Ziel verfolgen: den Kunden eines speziellen Unternehmens die eigenen Produkte zu erklären. Andere wiederum fördern die Kooperation in der Baubranche in einer Region (Plattform V), stärken die Vernetzung und blicken damit weit über den eigenen Tellerrand hinaus.
Ein anderes Beispiel ist Aviatar von Lufthansa Technik. Mit ihrer unabhängigen Plattform für digitale Produkte und Dienstleistungen bietet die Lufthansa-Tochter ihren Nutzern Lösungen von Predictive Maintenance bis hin zu automatisierten Fulfillment-Solutions.
Angesichts dieser und der vielen anderen Beispiele, wird klar, dass Plattformen die Wertschöpfungsketten verändern und neue Möglichkeiten für Unternehmen bieten. Im B2B Bereich sind die Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft und bieten Chancen, das eigene Geschäftsmodell entsprechend zu erweitern.